MdL Axel Brammer (SPD) unter den geladenen Gästen
Unter dem Motto „Alle an einem Tisch“ fand eine Sportveranstaltung der ganz besonderen Art statt. Initiiert und organisiert vom Behindertenbeauftragten der Gemeinden Löningen und Essen, Ralf Lampe, kamen zwei der weltbesten Rollstuhltischtennisspieler in die Gelbrink-Sporthalle nach Löningen. Als Gegner hatte man mit Ludger Engelmann, Anastasia Peris und Nico Jost drei der besten Tischtennisspieler des Landkreises ausgewählt.
Mit viel Mühe hatten die Tischtennisabteilungen des BV Essen und des VfL Löningen die neue Gelbrink-Sporthalle für die Veranstaltung präpariert. Um die Spielbox standen 155 Stühle für das erwartete Publikum bereit. Dazu hatte man zwei weitere Tische aufgebaut. An einem konnten sich die Besucher im Rollstuhl am Tischtennis versuchen. Am anderen Tisch stand eine von der Örtlichen Volksbank eigens gesponserte Ballmaschine bereit. Schnell wurde aber klar, dass die bereitgestellten Stühle bei Weitem nicht ausreichen würden. Insgesamt kamen über 200 Zuschauer aus Löningen, Essen und dem gesamten Kreis Cloppenburg zu dieser Inklusionsveranstaltung. Darunter auch die Teilnehmer der Tischtennis-AG der Caritas-Werkstätten Altenoythe und viele Anastasia-Peris-Fans aus Ramsloh. Dank des Hauptsponsors Vivaris (Haselünne) und vieler örtlicher Unterstützer war der Eintritt frei.
Der Löninger Bürgermeister Marcus Willen begrüßte neben den Sportlern, Zuschauern und Sponsoren auch die örtliche Politik-Prominenz. Unter anderen wollte sich die Bundestagsabgeordnete Silvia Breher die Veranstaltung ebenso wenig entgehen lassen wie die Landtagsabgeordneten Axel Brammer und Christoph Eilers. Anwesend war auch die Vizepräsidentin und Inklusionsbeauftragte des Behinderten Sportbundes Niedersachsen, Jutta Schlochtermeyer, die maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des Events hatte. Bevor es losgehen konnte, stand dann noch der Eintrag ins goldene Buch der Gemeinde auf dem Programm.

Anschließend wurden von Ralf Lampe, der als Moderator der Veranstaltung eine ausgezeichnete Figur machte, die ersten Akteure an den Tisch gebeten. Ludger Engelmann vom BV Essen traf auf Thomas Schmidberger, dem mehrfachen Deutschen Meister und Silbermedaillengewinner der Paralympics von London und Rio de Janeiro. Schon beim Einspielen entlockte der junge Mann im Rollstuhl der Halle ein erstauntes Raunen. Ludger Engelmann, der in seiner Karriere so manchen Gegner in der Bezirksoberliga mit seiner defensiven Spielweise zur Verzweiflung gebracht hat, versuchte es auch hier mit gewohnter Taktik. Mit großer Sicherheit schupfte er jeden Ball möglichst kurz zurück. Die Hoffnung auf Fehler seines Gegners erfüllten sich aber höchst selten. Schmidberger konterte mit kurzem Blockspiel und einer harten „Rückhandklatsche“. Bei längeren Bällen in die Vorhand antwortete der mit einem ungeheuren Ballgefühl ausgestattete Rollstuhlakteur mit einem superweich angezogenen Ballon-Topspin, der mit so viel Spin daherkam, dass Engelmann fast regelmäßig das Nachsehen hatte. Der Essener Routinier kämpfte sich im ersten dennoch nach 0:4 auf 8:8 heran, verlor dann aber mit 8:11. Der zweite Satz begann für Engelmann mit der lautstarken Unterstützung der Zuschauer mit einer 2:0 Führung. Sein Gegner konterte zum 7:2 und gewann schließlich mit 11:5. Auch der dritte Satz endete mit einem klaren 11:5 für den Tischtennisprofi im Rollstuhl.
Im zweiten Match spielte die Ramsloherin Anastasia Peris gegen den Bochumer Valentin Baus. Baus, der aufgrund der Glasknochenkrankheit auf den Rollstuhl angewiesen ist, startet in der Klasse H5 mit dem geringsten Handicap. Ausgestattet mit einer normalen Oberkörpermuskulatur, ist er trotz des Rollstuhles mit einer größeren Beweglichkeit ausgestattet. Er war bereits Weltmeister und gewann in Rio ebenfalls eine Silbermedaille. Sein großes Ziel ist die Goldmedaille bei den nächsten Paralympics in Tokio. Zuletzt gewann er bei den Deutschen Meisterschaften nicht nur den Einzeltitel, sondern triumphierte auch im gemischten Doppel und an der Seite seines Kumpels Schmidberger im Doppel. Anastasia Peris versuchte ihr Glück mit der für sie typischen offensiven Spielweise. Nachdem sie ihre anfängliche Nervosität abgelegt hatte, zauberte sie reihenweise blitzsaubere Topspinbälle auf den Tisch. Allerdings kamen die Bälle viel zu häufig wieder zurück. Valentin Baus antwortete entweder mit einem lang gezogenen Topspin oder blockte die Bälle sehr gefühlvoll zurück. So entwickelte sich ein überaus attraktives Tischtennisspiel mit vielen tollen Ballwechseln, die von den begeisterten Zuschauern mit viel Applaus honoriert wurden. Nach 8:11 und 3:11 kam Peris im dritten Satz auf 10:10 heran. Ein leichter Fehler und ein „fieser“ Kantenball beendeten die Partie.
Nach der Pause vermittelten die beiden Hauptakteure den Zuschauern den großen Spaß, den diese Sportart für alle bereit hält, egal ob alt oder jung, mit oder ohne Handicap. Immer wieder entlockten die beiden Ballkünstler mit sensationellen Ballwechseln den Zuschauern großes Erstaunen und tosenden Beifall. Das Ergebnis war bei dieser perfekten Tischtennisshow zweitrangig. Fünf Sätze lang boten die beiden Ballkünstler dem Löninger Publikum beste Unterhaltung. Dabei verließ vor allem Valentin Baus immer wieder die Tischkante, um weit hinter dem Tisch seine Abwehrkünste zu zelebrieren. Thomas Schmidbauer zauberte neben seiner knallharten Rückhandpeitsche massenweise platzierte Topspins auf den Tisch. Nicht nur die Zuschauer, sondern auch das eingespielte Duo des Düsseldorfer Tischtenniszentrums, hatten dabei sichtlich ihren Spaß.
Zum Abschluss der großartig organisierten Veranstaltung traf die Nummer eins der Kreisrangliste, der für Molbergen spielende Höltinghauser Nico Jost, auf Valentin Baus. Nach 3:11 im ersten Satz, fand der Kreismeister von 2016 und 2017 besser in die Partie und spielte sehr gut mit. Ihm gelangen immer öfter platzierte Topsspins, die für den Rollstuhlspieler unerreichbar waren. Den sehr spannenden zweiten Satz beendete der Molberger unter dem verdienten Applaus der Zuschauer mit 12:10 für sich. Das Ansinnen, das Spiel möglicherweise für sich zu entscheiden, zerstörte der Deutsche Meister mit raffinierten Aufschlägen, superschnellen Konterbällen und scharf geschnittenen, kurzen Schupfbällen. Nico Jost musste trotz aller Bemühungen mit 4:11 und 4:11 passen.
Ein ganz besonderes Lob verdienten sich die Schiedsrichter und Balljungen aus der Nachwuchsabteilung des BV Essen. Zwischendurch verkauften die „Zöglinge“ von Andreas Cordes fleißig Lose für die von regionalen Sponsoren reich bestückte Tombola. Den Hauptpreis, einen mobilen Basketballkorb, durfte der Essener Tischtennisspieler Rainer Ortbrink mit nach Hause nehmen. Die Einnahmen aus Tombola und der sehr gut besuchten Cafeteria wurden gespendet.
Bericht: Ralf Lampe Behindertenbeauftragter der Gemeinden Essen und Löningen
