Wir als Gemeinde Essen sind, wie die vielen anderen Betroffenen, von der Vorstellung des Trassenverlaufes der Firmen Tennet und Amprion überrascht worden. Wir sind enttäuscht, nicht nur über die Art und Weise der Veröffentlichung, sondern über die Auswahl der Trasse A/B im Gemeindegebiet Essen/Oldb. und wir müssen leider feststellen, dass etliche Bürgerinnen und Bürger in direkter Nähe zum geplanten Trassenkorridor wohnen. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger wurden in den derzeitigen Planungen nicht eingebunden, so dass man die Vorstellung der bevorzugten Trassenvariante nicht nur bemängeln muss, sondern die Begründungen zur Auswahlentscheidung nicht bürgernah und nicht transparent sind. Scheinbar wurde die kürzeste Strecke von Cloppenburg nach Merzen ganz bewusst als Stromtrasse ausgewählt, um Kosten zu sparen. Das kann nach unserer Ansicht doch nicht das ausschlaggebende Argument der Trassenwahl sein, sondern die Raumverträglichkeit für Mensch und Umwelt sollte besondere Beachtung und Berücksichtigung finden.
Mit dem geplanten Bau der 380 kV starken Überland-Leitung in unserem Nahbereich sind wir nicht einverstanden. Wir widersprechen insbesondere den Ausführungen und Planungen zur Trassenvariante A/B, da diese in unzumutbarer Weise in unser Leben sehr negativ eingreift. Das kann und werden wir nicht akzeptieren. Wir befürchten massive Erkrankungsrisiken aufgrund elektromagnetischer Felder im unmittelbaren Bereich der Stromtrasse. Der von der geplanten Überlandhöchstspannungsleitung zweifellos ausgehende Elektrosmog wird negative Einflüsse auf alle Bürgerinnen und Bürger im Gemeindegebiet von Essen/Oldb. haben. Auch der hier in großer Anzahl freilaufende Tieranteil, wie unsere Haustiere, Hunde und Katzen, die Kühe, Pferde und Schweine werden dem Elektrosmog ausgesetzt. Besonders kritisch ist das Leben mit einer in der unmittelbaren Nähe befindlichen 380.000 Volt Überlandstromtrasse für Tiere, die in Käfigen und Stallanlagen leben, weil sie kaum oder gar keine Ausweichmöglichkeiten haben. Es bestehen somit mögliche gesundheitliche Gefährdungen und die gesundheitlichen Risiken sind auf Dauer nicht absehbar.
Weiter bestehen dauerhaft negative Veränderungen der Natur und Umwelt in der hiesigen Region, weil die Einschnitte durch die Überlandstromtrasse ein enormer Einschnitt in das biologische System ist. Dabei gibt es doch verträgliche Lösungen für Mensch, Tier und Umwelt: Unterirdisch verlegte Höchstspannungsleitungen. Es sind sichere Alternativen und sie benötigen deutlich weniger Platz als Überland-Leitungen. Außerdem sind sie den Naturgewalten, wie Gewitter, Orkane oder auch Starkregen deutlich überlegen. Wir können nicht einsehen, warum eine Erdverkabelung nur im Bereich westlich von Quakenbrück vorgesehen ist. Für eine 380.000 Volt Überlandstromtrasse mit 70 m hohen Masten und einer Breite von augenscheinlich um die 35-40 m, sehen wir deutliche Wertminderungen der angesiedelten Wohnhäuser und damit Nachteile für die jetzigen Hauseigentümer(innen) im Bereich Sandloh. Die optischen Beeinträchtigungen der enormen Ausmaße der Trasse stehen außer Frage und die Lebensqualität wird dadurch erheblich beeinträchtigt. Weiter müssen wir feststellen, dass die Erweiterungsmöglichkeiten im Gewerbegebiet Sandloh sowie eventuelle Bauanschlussgebiete der westlichen Essener Siedlungen durch die Überlandstromtrasse genommen werden. Die Stromtrasse durchschneidet ein Sondergebiet Biogasanlagen und ein großflächiges Biotop in Ahausen. Eine westliche Gewerbeansiedlung von neuen Produktionsstätten wird es so nicht geben können, lediglich reine Lagerflächen sind theoretisch möglich, diese wird jedoch kein Unternehmen unter bzw. in unmittelbarer Nähe einer Freileitung anstreben wollen. Zukünftige Wohnbebauung wird durch die 400 m Begrenzung arg beschnitten. Der Ort Essen wird sich unter diesen Voraussetzungen in westlicher Richtung nicht mehr baulich gestalten und damit weiterentwickeln können. Wir möchten bei einer oberirdisch verlaufenden Freileitung auch die erheblichen Nachteile des Wander- und Radtourismus für die Gemeinde Essen ansprechen. Die Hasetaltour wird durch die Trasse zerschnitten.
Es gibt in unseren Augen prinzipiell keine nachhaltigen Gründe, die für eine Überlandtrasse in diesem Bereich sprechen. Wir alle gehen den Weg der Energiewende und bezwecken den endgültigen Atomausstieg bis zum Jahr 2022, doch dieses setzt nicht voraus, dass die Stromleitungen über Land gestaltet werden müssen. Falls an diesem Vorhaben festgehalten wird, sollten wir mit allen juristischen Mitteln gegen den Bau der Trasse vorgehen.